The Tourist, 2021, New Now Artspace, Frankfurt/Main
Bilder einer Reise: eine Straße in den Alpen, ein Edelweiß, das Glockenspiel am Münchner Rathaus, ein Kreuzgang, ein Festsaal, Hochhäuser am Berliner Alexanderplatz, Fischerboote in einem Hafen, das Meer, immer wieder das Meer. Einige Motive wirken wie Postkarten, andere wie Urlaubsschnappschüsse, mal kurios, mal nah am Klischee. Tatsächlich stammen die wenigsten vom Künstler selbst. Die Arbeiten von Friedrich Herz zeichnen sich oft durch das Verwenden gefundener Materialien und Gegenständen aus. Für seine Serie I knew it would come to this greift er auf alte Diapositive zurück, die er in Fotokisten auf Flohmärkten und in Lagerräumen entdeckt hat. Bis zur Jahrtausendwende waren Dias das Medium der Wahl für ambitionierte Amateurfotografen, die Freunden und Verwandten die Highlights ihrer letzten Reise präsentieren wollten. Doch die Bilder, die einst Geschichten aus der weiten Welt erzählen sollten, wirken heute, in der Zeit der Massenfotografie, allzu vertraut. Wir haben sie alle schon gesehen. Das ursprüngliche Diapositiv und der von Herz erstellte Papierabzug sind allerdings nicht identisch. Der Übertragungsprozess geht mit teils notwendigen, teils beabsichtigten Veränderungen des Bildmaterials einher: Die kleine Serie von Strandbildern etwa, die jeweils starke Verfärbungen auf der linken Seite aufweisen, entstand durch das Übereinanderlegen mehrerer Filmstreifen (als so genanntes "Sandwich"). Durch Veränderungen wie diese gehen die Bilder gewissermaßen auf ästhetische Distanz. Die alten Bilder, die ihre ursprüngliche Fremdheit verloren haben, werden wieder verfremdet. In einer Welt, in der alles fotografiert wurde, bilden die Bilder ihre eigene Welt. Und auch diese Welt lässt sich erkunden - nicht in Berlin oder München, sondern auf Flohmärkten und in Lagerräumen. Was Herz uns in The Tourist zeigt, ist also nicht die Fremdheit von Passstraßen, Klöstern und Fischerbooten, sondern die Fremdheit eines Blicks, der in dieser Welt noch etwas Fremdes erkennen kann.
Bilder einer Reise: eine Straße in den Alpen, ein Edelweiß, das Glockenspiel am Münchner Rathaus, ein Kreuzgang, ein Festsaal, Hochhäuser am Berliner Alexanderplatz, Fischerboote in einem Hafen, das Meer, immer wieder das Meer. Einige Motive wirken wie Postkarten, andere wie Urlaubsschnappschüsse, mal kurios, mal nah am Klischee. Tatsächlich stammen die wenigsten vom Künstler selbst. Die Arbeiten von Friedrich Herz zeichnen sich oft durch das Verwenden gefundener Materialien und Gegenständen aus. Für seine Serie I knew it would come to this greift er auf alte Diapositive zurück, die er in Fotokisten auf Flohmärkten und in Lagerräumen entdeckt hat. Bis zur Jahrtausendwende waren Dias das Medium der Wahl für ambitionierte Amateurfotografen, die Freunden und Verwandten die Highlights ihrer letzten Reise präsentieren wollten. Doch die Bilder, die einst Geschichten aus der weiten Welt erzählen sollten, wirken heute, in der Zeit der Massenfotografie, allzu vertraut. Wir haben sie alle schon gesehen. Das ursprüngliche Diapositiv und der von Herz erstellte Papierabzug sind allerdings nicht identisch. Der Übertragungsprozess geht mit teils notwendigen, teils beabsichtigten Veränderungen des Bildmaterials einher: Die kleine Serie von Strandbildern etwa, die jeweils starke Verfärbungen auf der linken Seite aufweisen, entstand durch das Übereinanderlegen mehrerer Filmstreifen (als so genanntes "Sandwich"). Durch Veränderungen wie diese gehen die Bilder gewissermaßen auf ästhetische Distanz. Die alten Bilder, die ihre ursprüngliche Fremdheit verloren haben, werden wieder verfremdet. In einer Welt, in der alles fotografiert wurde, bilden die Bilder ihre eigene Welt. Und auch diese Welt lässt sich erkunden - nicht in Berlin oder München, sondern auf Flohmärkten und in Lagerräumen. Was Herz uns in The Tourist zeigt, ist also nicht die Fremdheit von Passstraßen, Klöstern und Fischerbooten, sondern die Fremdheit eines Blicks, der in dieser Welt noch etwas Fremdes erkennen kann.